Wie kann ich, ICH sein, wenn ich nicht ICH bin?

Wie kann ich, ich sein, wenn ich nicht ich bin?

Wer sich in einer Depression befindet, kommt zwangsläufig an einer der folgenden Fragen vorbei.

  • Wer bin ich?
  • Was kann ich?
  • Was macht mich aus?
  • Was macht mich glücklich?
  • Was will ich?

Und genau diese Fragen stellen alles auf den Kopf, denn wer bin ich denn nun wirklich?
Man hat Freunde, einen Job, einen Partner und Hobbys, aber kann ich auch überall ich sein? Egal in welchem Umfeld wir uns gerade bewegen, passen wir unser selbst an.

Es ist manchmal sehr schön zu beobachten, wenn man sich mit einigen Menschen mehr als nur eine der Kategorien teilt, wie schnell ein Mensch jemand anderes sein kann.

Die Begründung dafür ist so logisch wie unlogisch.

Natürlich kann ich mich nicht in allen Situationen des Lebens benehmen wie am Stammtisch oder im Edelrestaurant, aber davon spreche ich gar nicht.

Es dreht sich hierbei viel mehr um grundsätzliche Dinge…

Ist man wirklich der harte Hund auf der Arbeit, den nichts erschüttern kann?
Oder gebe ich das nur vor, um professionell zu wirken?

Bin ich wirklich Party begeistert, dass ich jedes Wochenende Feiern gehen will als gäbe es kein Morgen?
Oder sehne ich mich eigentlich nach ruhigen, besinnlichen Abenden zu Hause?

Genieße ich es wirklich jeden Abend auf der Couch zu liegen?
Oder mach ich das nur, weil es mein Partner macht und ich ihn nicht enttäuschen möchte?

Egal ob diese Beispiele zutreffen, bin ich mir sicher, dass jeder solche Dinge kennt.

Wir passen uns an, um uns zu schützen, um andere nicht zu enttäuschen oder weil wir denken, die Situation erfordert es. Es kann natürlich jeder selbst entscheiden, was er tut.

Es ist auch nicht schlimm, dass wir andere in die Irre führen oder sie belügen, um uns selbst zu schützen. ABER belüge dich doch bitte nicht selbst!

Es kann nur krank machen, wenn man vorgibt jemand zu sein der man eigentlich nicht ist und eigentlich auch nicht sein will.

Das Problem an der Sache mit dem „ICH“ ist aber, je mehr wir uns anpassen, je mehr vergessen wir, wer wir eigentlich sind und wer wir sein möchten

Warum setzen sich aber so wenige damit auseinander?

Weil es einfacher ist, sich anzupassen, als sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Wir müssten ja unser Leben überdenken, unser Handeln infrage stellen, einen anderen Job suchen, den Freundeskreis aufgeben, uns vom Partner trennen oder eine Mannschaft im Stich lassen.

Bringt doch alles nur Unannehmlichkeiten mit sich, also lassen wir es so wie es ist, bis wir an einen Punkt kommen, an dem wir etwas tun müssen.

Der eine knallt sich täglich sein Bier in den Kopf, der andere reagiert mit Wut und wieder andere werden depressiv.

Im Kern liegt aber oft das gleiche Problem. Die Unzufriedenheit mit sich selbst.

Was an dem Punkt aber viel spannender ist, ist doch das allgemeine Denken über Depressive „Depressiv werden nur die schwachen“ infrage zu stellen.
Denn ist es wirklich schwach, sich das einzugestehen, den unbequemen wegzugehen, sich damit auseinanderzusetzen, sich allem zu stellen und alles infrage zu stellen?

Wenn wir ehrlich sind, ist es doch schwach alles so hinzunehmen und sich allem zu ergeben, anstatt an sich zu arbeiten. Es ist einfacher, alles mit Alkohol und Drogen zu vergraben, um für einen Moment alles zu vergessen.


Also sollten wir uns alle einmal fragen

Wer bin ich, wenn ich, ich bin?

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