Wenn Angst zur Krankheit wird

Wenn Angst zur Krankheit wird

Die Angst ist doch eigentlich etwas völlig Natürliches und sie ist sogar eine tolle Erfindung der Natur, aber wie kann sowas krankhaft werden?

Aber erstmal von vorne eine kleine Zusammenfassung, warum Angst etwas im Grundsatz etwas Gutes ist. Angst ist ein Grundgefühl der Menschen, sie war für unsere Vorfahren überlebensnotwendig. In einem Angstzustand sind alle Sinnesorgane verstärkt und in erhöhter Alarmbereitschaft. Hat sich die Gefahrensituation bewahrheitet, konnte durch die verstärkten Sinne blitzschnell zwischen Kampf oder Flucht entschieden werden. (Körperliche Symptome und hormonelle Veränderungen gehören selbstverständlich auch dazu, haben für diesen Beitrag jedoch erstmal keine Relevanz)

Also Angst ist erstmal etwas Gutes.

Wir müssen uns heute keine Angst mehr über den Säbelzahntiger machen, der uns überraschen könnte, aber dennoch sind wir Bedrohungen und Gefahren ausgesetzt.
Sei es die viel befahrene Straße oder eine Hochspannungsleitung.

Ich kann aber nicht nur Angst vor physischen Dingen haben, die mich körperlich schwer verletzen oder mich gar das Leben kosten können, sondern ich kann auch Angst vor psychischen Dingen haben.

Psychische Ängste

Psychischen Ängste finde ich persönlich richtig gemein.
Warum? Möchte ich gerne an meinem eigenen Beispiel erklären.

Eines meiner Ängste und das würde ich sagen ist der größte Teil, ist die Verlustangst.
Wie der Name schon sagt, hat man dabei Angst, etwas zu verlieren.
In meinem Fall ist es die Angst vor jeglichem Verlust.

Das heißt:

  • Ständige Angst, den Partner zu verlieren.
  • Ständige Angst, den Job zu verlieren.
  • Ständige Angst, Haus und Hof zu verlieren.
  • Ständige Angst, seine Freunde zu verlieren.
  • Ständige Angst, seine Eltern zu verlieren.

Oder oder oder.

Wie ihr seht, ist es eigentlich ein Leben in ständiger Angst. Und genau da wird die Angst gefährlich, denn im Laufe der Zeit habe ich alles getan, dass die Angst so klein wie möglich bleibt.

Wie sieht das im Alltag aus?

Beziehungen:
In einer Beziehung wird man immer mal unterschiedlicher Meinung sein. Es darf auch mal Konflikte und Meinungsverschiedenheiten geben, das gehört denke ich zu jeder gesunden Beziehung.
Mit einer Angststörung aber, versucht man möglichst jeden Konflikt so weit es geht zu vermeiden. Keine Angriffsfläche zu bieten, seine Meinungen und seine Bedürfnisse für sich zu behalten, wenn diese in irgendeiner Art und Weise zu einem Konflikt führen können.

Berufsleben:
Die Angst im Berufsleben versucht man so klein wie möglich zu halten und mit Leistungsbereitschaft, Mehrarbeit, zusätzlichen Aufgaben und Konfliktvermeidung das Risiko einer Kündigung zu minimieren. Da so das Einkommen nicht wegbricht, minimiert es automatisch die Angst Haus und Hof zu verlieren.

Soziale Kontakte:
Da man sein Bedürfnis zwanglos etwas mit seinen Freunden zu unternehmen aus vorangegangenen Ängsten weiter nach hinten geschoben hat, besteht natürlich auch die Angst diese zu verlieren. Also muss man irgendwie einen Weg finden auf dem Drahtseil zu balancieren und Tagesabhängig zu entscheiden welche Angst bzw. Gefahr grade größer ist.


Die ständige Angst macht es mir unmöglich, ein angemessenes Maß zu finden. 
Sie zwingt einen dazu, in jeder Lage seines Lebens eine Rolle mit höchster Alarmbereitschaft zu spielen. Schneller, höher, besser, weiter, bis zur Erschöpfung.

Das Schlimmste daran ist, dass man nie seine eigene Rolle spielt, bis man irgendwann an dem Punkt angelangt ist und gar nicht mehr weiß welches seine eigene Rolle ist.

  • Man hat keine Ahnung mehr, was einen glücklich macht.
  • Man weiß nicht mehr, was man eigentlich will und kann.
  • Man vergisst sogar, wie sich Entspannung anfühlt.

Wenn ihr solche Muster bei euch selbst feststellt, sucht euch bitte Hilfe dazu, je länger man in solchen Mustern lebt, je fremder wird man sich selbst.

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