Mit der Logik in die Depression
Wir sind heute die Menschen, die das Leben aus uns gemacht hat. Im Laufe, des Lebens müssen wir uns auf unzählige Situationen anpassen, die unser Selbst prägen, eine Kreuzung, an der wir uns für eine Richtung entscheiden.
Wir versuchen zu lernen, uns auf neue Situationen einstellen zu können, künftigen Schmerz zu verhindern und Fehler zu vermeiden.
Wie bei einem heißen Backblech, an dem wir uns mal die Finger verbrannt haben.
Beim nächsten Mal nutzen wir Topflappen und haben gelernt, den Schmerz zu vermeiden.
So ähnlich funktioniert das auch mit Gefühlen. Jeder entwickelt hier seine eigene Art und Weise.
Ich habe mir hierfür seit mehr als 15 Jahren unbewusst einen logischen Topflappen genäht.
Bei jedem Gefühl, das Schmerz verursacht hat, habe ich ihn dicker genäht. Im Laufe der Jahre kommt da ein dicker Schutzschild zusammen, der die Gefühle schützt.
Wie soll das funktionieren?
Das ist gar nicht so einfach zu erklären, aber ich versuche es trotzdem.
Jedes Gespräch, das ich führe, benötigt mittlerweile einen logischen Bezug, läuft durch einen Filter und sollte etwas dabei sein, das mich verletzen könnte, wird im Kopf eine logische Kette gebaut, die eine Erklärung für diese verletzenden Worte bietet.
Alles, was man sich erklären kann, trifft die Gefühle selten direkt.
Hin und wieder gibt es Dinge, die den Gefühlen wieder sehr nah kommen. Ist das der Fall, gehe ich auf Distanz, bis eine komplexe Erklärung dagegen steht. Schaffe ich es, auf Distanz zu gehen, wird die Logik ganz sicher gewinnen und die Emotion verlieren. Da ist es doch nur logisch, dass weitere Sicherheiten aufgebaut werden müssen, wenn man die Distanz nicht aufbauen kann. (Welche das sind, werde ich aber in weiteren Beiträgen beschreiben)
Wie die meisten Vorteile hat das ganze einen entscheidenden Nachteil.
Irgendwann ist die Denkstruktur so verinnerlicht, dass man nicht nur das Negative nicht mehr an sich heranlässt, sondern auch das Positive.
Das Schlimme an der Sache ist, dass man sich und seine Emotionen dauerhaft auf null hält.
Man kann zwar kaum noch traurig sein, aber auch kein wirkliches Glück fühlen.
Das Ganze ist so verinnerlicht, dass jeder schöne Moment kurz danach etwas dagegen stehen hat, warum man sich darüber jetzt nicht freuen kann und jeder schlechte seine Begründung hat.
Auch wenn so ein Verhalten für einen Außenstehenden völlig wirr erscheinen mag, sollte das Bild des logischen Topflappen etwas deutlicher geworden sein. Ich denke, es sollte jedem klar, dass so etwas nur eine bestimmte Zeit gut gehen kann. Aber es zu wissen heißt nicht, dass man es von heute auf morgen abstellen kann.