Weil Autonomie frei macht

Autonomie

Dass wir Menschen autonome Individuen sind, hat bestimmt jeder schon mal gehört.
Aber was bedeutet denn eigentlich Autonomie?
Das Wort an sich stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten autós für selbst und nomós für Gesetz zusammen, auf Deutsch bedeutet das so viel wie, Selbstgesetzgebung.

 

Autonomie steht je nach Fachbereich und Verwendung des Worts auch für
Selbständigkeit, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung, Selbstbestimmung, Eigenständigkeit, Eigenverantwortlichkeit

So viel erstmal zur Begriffserklärung.

Was hat das aber nun mit Depressionen und Persönlichkeitsstörungen zu tun?

Während einer Depression fehlt durch Antriebslosigkeit oft die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und persönliche Grenzen verschwimmen. Bei Persönlichkeitsstörungen wie beispielsweise der dependenten Persönlichkeitsstörung, die mich auch selbst betrifft, ist das Erlernen der Autonomie eines der wichtigsten Therapieansätze. Ohne das Erlernen der persönlichen Autonomie ist eine Therapie nicht möglich, da man sonst nie aus dem Kreislauf der Anpassung und Abhängigkeit ausbrechen kann.

Das Erlernen der Selbstbestimmung stellt mich ständig in einen Gewissenskonflikt, zwischen ist das jetzt Autonomie oder Egoismus. Auch wenn ich es aus fachlicher Sicht ganz gut verstanden habe, ist es für mich unheimlich schwierig dies umzusetzen, da ich mit Konflikten oder der Tatsache, dass mein Bedürfnis jemand anderen unglücklich macht, sehr schlecht umgehen kann. Ich weiß zwar, dass es nicht möglich ist es jedem recht zu machen, dennoch versuche ich dies zwanghaft, Tag für Tag.

Es gibt mittlerweile auch echt gute Tage, an denen ich es schaffe, meine Bedürfnisse und eigenen Grenzen zu vertreten, komme ich aber irgendwann an den Punkt, an dem eine andere Person dadurch unheimlich unglücklich wird, kostet es mich so viel Kraft dieses eine Bedürfnis oder diese Grenze aufrechtzuerhalten, dass ich alle anderen kaum noch wahrnehme oder einfach keine Kraft mehr habe auch noch diese zu vertreten.


Wenn ich mein Verhalten selbst mal von außen betrachte, muss ich sagen, ist dieses Verhalten völlig irrational und offen gesprochen total bescheuert

 

Was bedeutet denn nun Autonomie im Alltag und der Partnerschaft?

  • Jeder ist selbst für seine eigenen Bedürfnisse verantwortlich.
  • Ich habe keine Verantwortung für die Bedürfnisse des oder der anderen.
  • Jeder hält den Fokus bei sich selbst.
  • Liebespaare gehen besonnen und verständnisvoll miteinander um.
  • Grenzen und Bedürfnisse der Mitmenschen müssen nicht befürwortet, aber akzeptiert werden.

Das heißt jetzt nicht, dass jeder einfach tun soll, was er will. Das Schlüsselwort dafür nennt sich einfach Kommunikation. Damit meine ich eine vernünftige Kommunikation unabhängig davon, ob ich mich selbst mit dem Bedürfnis oder der Grenze des anderen identifizieren kann. Die Kommunikation im Bereich der Autonomie lebt von der Akzeptanz. Seien wir mal ehrlich, wie oft sprechen wir mit anderen über unsere Bedürfnisse oder legen für uns klare Grenzen fest?

Und wie oft tun wir Dinge, die wir eigentlich gar nicht möchten?

Mein Fazit

Wenn wir immer unsere Bedürfnisse hinten anstellen und es akzeptieren, dass andere Menschen unsere Grenzen immer und immer wieder überschreiten, verlieren wir unsere Autonomie und mit ihr unsere Echtheit. Wir verlieren uns selbst und leben nicht selbstbestimmt, sondern fremdbestimmt. Ein fremdbestimmtes Leben, egal ob durch den Freundeskreis, den Arbeitgeber oder die Partnerschaft, wird auf Dauer nicht glücklich machen, da wir nie sein können, wer wir wirklich sind.

Um überhaupt eine Wahl zu haben, ist es Voraussetzung, dass man seine Bedürfnisse deutlich äußert. Es ist einfacher gesagt als getan, aber leider gibt es in diesem Fall nur zwei Optionen, um aus der Fremdbestimmung herauszukommen.

Egal ob Arbeitgeber, Freundeskreis oder Partner, entweder der Gegenüber akzeptiert deine Bedürfnisse und Grenzen und man kann diesen in einem gesunden Maß nachgehen, dann ist alles OK, oder es ist immer ein ewiger Kampf um Akzeptanz und Rechtfertigung der eigenen Grenzen, dann bleibt nur die Option seinen eigenen Weg zu gehen.

Stehen wir das nächste Mal also im Zwiespalt oder einem Konflikt, weil wir unsere Bedürfnisse oder Grenzen zum Ausdruck bringen, sollten wir uns bewusst machen, eine Abwertung dieser oder möglicherweise sogar ein Verbot ein Angriff auf unsere Echtheit und unser Selbst ist.

Wir können nur echt sein, wenn wir als selbstbestimmte Menschen leben und handeln, sei dir dessen immer bewusst. Jeder von uns hat nur ein einziges Leben und es ist zu kurz es für andere zu leben.

Wir leben alle Miteinander, nicht füreinander!

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