Von Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörung

Von Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörung

Selbstverständlich nimmt jeder in bestimmten Situationen seines Lebens eine Rolle ein, das ist auch ganz normal, wenn du aber nie gelernt hast, deine eigene Rolle zu spielen, wirst du irgendwann vergessen, wer du bist und welches eigentlich deine eigene Rolle ist. Aber erstmal ganz von vorne…

Bevor ich in das Thema einsteigen kann, sollte man wissen, was eine Persönlichkeit ist und dass eine Persönlichkeitsstörung erstmal nichts mit dem Irrglauben des klassischen Dr. Jekyll & Mr. Hyde zutun hat. Diese Persönlichkeitsstörung gibt es zwar auch in ähnlicher Form, steht aber nicht pauschal für den Begriff Persönlichkeitsstörung.

Aber was ist denn eigentlich eine Persönlichkeit?

Eine Persönlichkeit ist genauso individuell wie ein Fingerabdruck. Aktuell gibt es weltweit, keine zwei Menschen, die den gleichen Fingerabdruck haben und genauso sieht es mit der Persönlichkeit aus. Sie setzt sich aus etlichen Merkmalen zusammen, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind. Von Psychologen wurde ermittelt, dass uns im Sprachgebrauch ganze 17.953 Begriffe zur Verfügung stehen, die eine Persönlichkeit beschreiben. Da dies viel zu komplex wäre, hat man das Ganze auf die „Big Five“ (die großen fünf) heruntergebrochen.

Diese sind

  • Extraversion
    Die Extraversion beschreibt z.B. ob man offen oder eher zurückhaltend ist, oder wie gesellig ein Mensch ist, Offenheit und Dominanz wären hier auch zuzuordnen.

  • Emotionale Stabilität
    Die emotionale Stabilität steht als Überbegriff für Merkmale wie Ängste, Stress, Sicher oder Unsicherheit, sowie Optimismus und Pessimismus.

  • Offenheit
    In der Offenheit zeichnen sich Merkmale wie Kreativität, Traditionsbewusstsein, Neugier, Philosophie und Fantasie ab.

  • Gewissenhaftigkeit
    Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt, Planung, sowie Achtsamkeit sind der Gewissenhaftigkeit zuzuordnen.

  • Verträglichkeit.
    Harmoniebedürfnis, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl und Wettbewerbsorientierung sind in der Verträglichkeit zu finden.

 Ok, aber wenn das doch so individuell ist, kann ja eigentlich keiner sagen, ob eine Persönlichkeit eines Menschen in irgendeiner Weise gestört ist, oder?

Dann ist doch jeder Mensch „Normal“, oder?

Nein. Eine Persönlichkeitsstörung wird hochkomplex analysiert und man spricht immer erst dann von einer Persönlichkeitsstörung, wenn es in der Summe aller prägenden Eigenschaften, Merkmale und Wesenszüge, durch unterschiedlichste Ausprägung, dazu führt, dass ein Mensch in seinem Lebensalltag dauerhaft an Probleme mit sich und anderen hat. In der Diagnostik dieser, wird in 10 Persönlichkeitsstörungen unterscheiden, dabei ist es nicht selten, dass man nicht eine Persönlichkeitsstörung allein hat, sondern Anteile aus verschiedenen.

Und was hat das jetzt mit mir zu tun?

Denken wir uns nochmal an den Anfang des Beitrags.
Selbstverständlich nimmt jeder in bestimmten Situationen seines Lebens eine Rolle ein, das ist auch ganz normal, wenn du aber nie gelernt hast, deine eigene Rolle zu spielen, wirst du irgendwann vergessen, wer du bist und welches eigentlich deine eigene Rolle ist.

Eines meiner Probleme, ist es beispielsweise, dass ich zwanghaft darunter leide, eine Rolle einzunehmen, bei der ich der Meinung bin, dies ist wahrscheinlich die Rolle, die mein Gegenüber von mir erwartet. Diese Rolle zielt aber nur darauf ab, den Gegenüber zufriedenzustellen, in manchen Fällen kann es auch so weit gehen, dass ich mich psychisch selbst verletzen würde, nur um in meiner Rolle zu funktionieren.


Wie gesagt dies ist nur eines meiner Probleme, aber um das mal zu analysieren und verständlicher zu machen, gibt es im oberen Beispiel keine voll zutreffende Persönlichkeitsstörung, hier spricht man dann von Zügen.


Das Beispiel enthält einen meiner zwanghaften Züge (Anankastischen), einen meiner passiv unterwürfigen, stark anpassenden (Dependeten) und einen meiner selbstverletzenden Züge (Borderline).


Bitte beachtet, dieses eine Beispiel macht noch keine Persönlichkeitsstörung aus,
es sollte lediglich zur Veranschaulichung dienen. Inwieweit mich diese Persönlichkeitsstörungen betreffen und wie sie meinen Alltag beeinflussen, werde ich hier im Blog nochmal in verschiedenen Beiträgen und Gedanken erläutern.


Ich hoffe, es wurde deutlich, dass das mit der Persönlichkeit gar keine einfache Sache ist und man trotz der enormen Vielfalt an Persönlichkeitsbeschreibungen, doch klar definieren kann, wann eine Persönlichkeitsstörung vorliegt.

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